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Unser Thema: Rasur Ja oder Nein?

13.7.2023

Jana Uhlir

5 Minuten Lesedauer

Wir leben in einer Zeit, in der jeder angeblich lieben kann, wen er will und aussehen, wie er will. Dennoch lassen unrasierte Achseln oder Beine berühmter Frauen nicht jeden ganz kalt. Sofort gelangen ihre Bilder in Medien uns sorgen nicht selten für schräge Blicke. Für die einen gehört die Rasur zur Beauty-Routine, für die anderen kann natürliche Körperbehaarung ein feministisches Statement sein. Und manchen ist es gleichgültig. Denn wen geht Ihre Behaarung überhaupt was an?

Unsere Spezies versucht seit Jahrhunderten, ja gar Jahrtausenden, ihre Behaarung unter Kontrolle zu haben – in prähistorischen Zeiten mit Hilfe von Feuerstein und Muschelschalen, im alten Ägypten, Rom und Griechenland mit heißen Lampen (autsch!), Pinzetten und Cremes aus Fledermausblut. Das millionenschwere Geschäft rund um Körperenthaarung entwickelte sich erst vor über 150 Jahren, als sich der amerikanische Geschäftsmann King Camp Gillete 1901 einen Rasierer mit austauschbaren Klingen patentieren ließ. Damals hatte er wohl nicht geahnt, was für eine Revolution er auslösen würde. Zumal Frauen zunächst schüchtern waren, sich einen Rasierer zu kaufen, denn „was würden die anderen dazu sagen?“

Für seidenglatte Haut

Skandal auf den Titelseiten

Doch um 1915 war die Mode kurzen Röcken und Ärmeln geneigt, wodurch auch mehr Haut zum Vorschein kam. Und die Behaarung passte nicht ins Konzept. Gillete stellte ersten Damenrasierer vor und forderte somit die Frauen auf, sich (zumindest) die Achselhöhlen zu rasieren. Und als der Trend durch ein Titelbild im Magazin Harper's Bazaar bestätigt wurde, auf dem ein Model in einem ärmellosen Kleid mit rasierten Achseln zu sehen war, war der Trend bestätigt. Kampagnen, die Körperbehaarung unweiblich und unhygienisch bezeichneten, haben diese Entwicklung nur noch beschleunigt. Auf einmal hat sich jede Frau nach einem Rasierer gesehnt. Nun war es jeden egal, was die Dame von nebenan dazu sagen würde. 

Anfang der 1920ern wurden undurchsichtige Damenstrümpfe aus Wolle durch hautfarbene Strümpfe aus Kunstseide abgelöst.

Dies führte dazu, dass viele Frauen in Amerika begannen, sich auch ihre Beine zu rasieren. Schließlich wollte man verhindern, dass die Beinhaare durch die Strümpfe durchsickern. Der Zweite Weltkrieg hat diese Entwicklung noch mehr beschleunigt. Der Grund für die Rasur war dabei ganz einfach – Strümpfe wurden zur Mangelware.

Denn all der Nylon ging in die Rüstungsindustrie. Außerdem war es einfacher, Sprühstrumpfhosen auf die rasierten Beine aufzutragen. Und da man nach dem Zweiten Weltkrieg in Westeuropa in den USA häufig eine Art kulturelles Vorbild sah, erreicht der Trend ab 1945 auch uns. 

 

Für jene, die es glatt mögen...

Rasur, eine Frage der Wahl

„Die Rasur ist für mich eine Frage der Wahl – eine Wahl darüber, wie ich mich gerade in meinem Körper fühlen möchte, was ich bevorzuge“, sagt das Model Emily Ratajkowski, für die es keine eindeutige Antwort auf die Frage „glatt oder natürlich“ gibt. „Keine dieser Möglichkeiten bedeutet, dass ich mehr oder weniger feministisch bin. Identität und Sexualität sind für jedermanns individuelle Angelegenheit“, fügt sie hinzu. Wenn sie sich rasieren will, macht sie das auch, wenn nicht, dann widmet sie der Körperbehaarung keine Aufmerksamkeit. 

Ähnlich wie Ashley Graham, Rachel McAdams, Madonna und ihre Tochter Lourdes, Gigi Hadid, Paris Jackson oder Miley Cyrus, die sich manchmal ihre Achselhöhlen rosa färbt. Zu den berühmtesten unrasierten Achselhöhlen gehören eindeutig die von Julia Roberts, die sie bei der Filmpremiere von Notting Hill im Jahr 1999 zeigte. „Es war keine Botschaft dahinter, mir war einfach nur nicht bewusst, wie kurz meine Ärmel sind und was es bewirkt, wenn ich winke“, erklärte die Schauspielerin hinterher. Härchen müssen nun mal nicht immer einen tieferen Sinn haben, manchmal sind es einfach nur... Härchen. Ein natürlicher Teil von unserem Körper. Genau wie Haare, Sommersprossen oder Augenbrauen.

Für gesunde Haut mit oder ohne Haare

Gott sei Dank müssen wir uns nicht mehr mit einem Feuerstein rasieren und uns schämen, wenn wir einen Rasierer kaufen. Denn jeder kann mit seinem Körper machen, was er will und seine Behaarung rasieren oder wachsen lassen, wie es ihm gefällt. Man muss nicht den unrealistischen Schönheitsnormen der Gesellschaft folgen und sich vorschreiben lassen, wie der eigene Körper auszusehen hat. Und die Moral von der Geschichte? Machen Sie es so, wie es Ihnen selbst gefällt. Ihr Körper, Ihre Behaarung, Ihre Wahl.

Hauptsache Sie genießen Ihren Körper und den Sommer. Ob mit oder ohne Haare, aber Hauptsache immer mit einem gesunden Selbstbewusstsein, wie es Frida Kahlo eigen war.