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Wie Ihr Baby besser einschläft? Tipps vom Schlafcoach

2.2.2023

Jana Potuznik

12 Minuten Lesedauer

Unruhiger Babyschlaf beschäftigt viele Eltern. Sie fragen sich oft: „Wie bringe ich mein Baby am besten zum Schlafen? Wieso schläft unser Neugeborenes nur 45 Minuten? Hat mein Baby ausreichend Schlaf? Kann man das Einschlafen trainieren?" Eine eindeutige Antwort gibt es wohl kaum. Jedes Buch, jeder Blog und jedes YouTube-Video zum Thema Schlaf kommt mit einer anderen Lösung, was für frischgebackene Eltern zunächst verwirrend sein kann.

Deshalb habe ich mich dafür entschieden, bei einer richtigen Expertin nach Rat zu suchen. Marijke den Baas lebt in Prag und ist ein zertifizierte Schlafcoachin, die sich auf Kinderschlaf spezialisiert.

A: Warum bereitet uns der Schlaf unserer Kinder solche Sorgen?

M: Schlaf ist erstmals für die Entwicklung des Kindes wichtig und auch für die Eltern, denn Schlafmangel erschwert den Alltag. Gleichzeitig ist es ein häufiges Thema und eines der ersten Dinge, nach denen man gefragt wird, wenn man Nachwuchs bekommt. „Wie schläft Ihr Kleines? Kann er/sie die Nacht durchschlafen?“ Diese scheinbar unschuldige Frage kann für die Eltern sehr unangenehm und entmutigend sein, wenn man gerade die fünfte schlaflose Nacht hinter sich hat. 

A: Ist Schlaf wirklich ein so häufiges Problem bei vielen Eltern?

M: Alle Eltern, die mit dem Schlaf Ihres Babys Probleme haben kann ich versichern, dass sie definitiv nicht alleine sind. Etwa 40 % der Babys im Alter zwischen 4 und 12 Monaten sind beim Einschlafen oder Durchschlafen auf Hilfe angewiesen. 

Ich möchte darauf hinweisen, dass Schlaftraining mit viel Liebe und Sorgfalt durchgeführt werden kann und keineswegs ein Grund für Scham ist. Den meisten Kindern hilft Schlaftraining innerhalb von nur 2 Wochen beim regelmäßigen Ein- und Durchschlafen. Wenn Sie Ihrem Kind eine regelmäßige Schlafenszeit beibringen, statten Sie es mit einer tollen, lebenslange Fähigkeit aus. Und außerdem: Je besser Ihr Kind schläft, desto besser ist auch Ihre Schlafqualität.

Finden Sie den besten Schnuller

A: (Nicht nur) im Internet findet man reichlich Ratschläge und Tipps für einen erholsamen Babyschlaf. Woher weiß ich also, was wirklich hilft?

M: Ratschlag Nr. 1 ist, sich von Anfang an dessen bewusst zu sein, dass wirklich jedes Baby, Kleinkind oder Kind lernen kann, regelmäßig einzuschlafen und (die ganze Nacht) durchzuschlafen. Genau wie es lernt zu laufen oder feste Nahrung zu sich zu nehmen. Der Grund, warum es so viele verschiedene Meinungen und Methoden gibt, ist recht simpel – jedes Baby ist anders und somit auch seine Bedürfnisse. Daher muss man zunächst die richtige Technik finden, die zum Charakter Ihres Babys und zu Ihrem Erziehungsstil passt.

A: Wie erkenne ich überhaupt, dass mein Kind Probleme beim Einschlafen und Durchschlafen hat?

M: Was erwähnt werden muss: die Schlafsituation wird erst dann zum Problem, wenn sie für das Kind oder seine Familie unangenehm wird. Falls Sie also das Gefühl haben, dass alles so ist, wie es sein sollte, müssen Sie auch nichts ändern. Egal, was andere Ihnen sagen! 

Wenn Ihr Baby jedoch Schwierigkeiten hat, ohne Ihre Hilfe einzuschlafen, liegt das Problem wahrscheinlich in einer falschen Schlafassoziation, die sich beim Baby entwickelt hat. Es handelt sich um eine Gewohnheit oder Situation, die Ihr Baby benötigt, um einschlafen zu können. 

Vielleicht schläft Ihr Baby immer beim Schaukeln ein, oder hat gelernt, dass es nach dem Füttern zum Schlafen gelegt wird. Manche Babys können nur dann einschlafen, wenn sie an der Brust der Mama liegen oder im Kinderwagen geschaukelt werden. Das sind häufig vorkommende Fälle, die letztlich für die ganze Familie stressig werden können. 

Was Ihrem Baby beim Einschlafen hilft

A: Ab wann ist ein Baby tatsächlich in der Lage, Schlafgewohnheiten zu erlernen?  

M:Früher, als die meisten wohl annehmen. Jedes Baby wird bereits während seiner Entwicklung im Mutterleib auf natürliche Weise Schlafzyklen folgen. Ab hier bilden entwickeln sich die verschiedenen Schlaftypen (Tief- und Leichtschlaf), die uns ein Leben lang begleiten. Die Entwicklung dieser Zyklen ist erst im Alter von etwa 3 bis 4 Monaten vollständig abgeschlossen, wenn das Kind damit beginnt, seinen eigenen Schlafrhythmus zu regulieren. Und das ist häufig auch der Zeitpunkt, an dem Eltern zum ersten Mal bemerken, dass ihr Baby Schlafprobleme hat.

Dieses Phänomen kennt man als Schlafregression. Deshalb kann sich Ihr davor ruhiges Schlafkind innerhalb einer Woche in ein Schreikind verwandeln. Es ist aber gleichzeitig ein guter Zeitpunkt, Ihrem Kind die ersten Schlafgewohnheiten beizubringen.

A: Was können also Eltern tun, damit das Kind besser schläft? 

M: Zunächst schafft man sich ein regelmäßiges Beruhigungsritual, das auf Sie und Ihr Baby zugeschnitten ist. Das können z. B. beruhigende Aktivitäten, wie das Vorlesen eines Buches oder das Singen eines Schlafliedes sein. Wenn man dieses Ritual jeden Tag wiederholt, wird das Baby schnell erkennen, dass durch diese Aktivitäten die Schlafenszeit naht. Diese Rituale eignen sich nicht nur für kleine Babys. Man kann die Rituale variieren und über viele Jahre hinweg anwenden.

A: Kann es passieren, dass man sein Kind in irgendeiner Weise zu sehr verwöhnt und dieses eine übermäßige Abhängigkeit von den Eltern entwickelt? 

M: Frischgebackene Eltern müssen sich keine Sorgen machen, dass sie ihr Kind mit zu viel Aufmerksamkeit verwöhnen würden. In den ersten Lebensmonaten ist es unmöglich, dass Ihr Kind eine ungesunde Abhängigkeit von Ihnen entwickelt. Wie viele Studien gezeigt haben, macht eine schnelle Reaktion der Eltern ein weinendes Baby nachweislich ruhiger und glücklicher. Indem das Kind sofort getröstet wird, entsteht ein Band des Vertrauens. Seien Sie also immer in der Nähe Ihres Babys und verwöhnen Sie es mit so vielen Kuscheleinheiten, die es braucht. 

Praktische Helfer bei der Kinderüberwachung

A: Wie bringt man ein Neugeborenes zum Schlafen? Gibt es dafür Helfer?

M: Ein Schlaftraining ist bei Neugeborenen nicht zwingend notwendig, denn ihre Körper und Schlafgewohnheiten sind noch nicht vollständig entwickelt. Idealerweise fängt man im Alter von 12 Wochen die ersten Schlafgewohnheiten einzuführen. 

Wir können jedoch von der Tatsache Gebrauch machen, dass die meisten Neugeborenen von Natur aus einen stark ausgeprägten Saugreflex haben, der neben den offensichtlichen Gründen auch eine entspannende Wirkung hat. Und darum können Schnuller zu einem hervorragenden Mittel zur Beruhigung des Babys werden. Denken Sie aber daran, dass jedes Kind eine einzigartige Anatomie und eigene Präferenzen hat. Deshalb ist es ratsam, verschiedene Formen und Arten von Schnullern zu testen, um herauszufinden, mit welchem sich Ihr Kind am besten anfreundet. 

A: Schnuller werden häufig mit verschiedenen Ängsten und schlechten Erfahrungen seitens der Eltern in Verbindung gebracht. Gibt es Fälle, in denen es besser ist, Schnuller zu meiden?

M: Wie bereits erwähnt, haben Schnuller eine beruhigende Wirkung, insbesondere auf den Schlaf eines Neugeborenen. Sobald das Baby jedoch ein Alter von etwa 3 Monaten erreicht, können Schnuller eher lästig sein. Denn falls Ihr Baby den Schnuller im Schlaf verliert, wird es wahrscheinlich aufwachen und so lange weinen, bis es ihn zurückbekommt. Daher ist es ratsam, sich nach dem 3. Monat auf andere Beruhigungstechniken zu verlassen.

A: Auf welche Beruhigungstechniken sollte man in den folgenden Monaten zurückgreifen?

M: Falls das Kind 6 Monate oder älter ist, kann ein Schmusetuch (auch Schnuffeltuch genannt) genau die richtige Wahl sein. Es handelt sich um ein weiches Tuch, oft mit einem Stofftier in Form eines Hasens oder vielleicht eines Teddybären kombiniert, durch das sich ihr Baby beim Schlaf geborgen fühlen wird. Die meisten Babys fesseln sich an ein bestimmtes Kuscheltier oder Spielzeug. Erlauben Sie es Ihrem Kind, dieses eine Stück mit ins Bett zu nehmen. Als Tröster kann auch durchaus eine Kuscheldecke dienen.

Achten Sie aber gleichzeitig darauf, dass Ihr Kind nicht zu viele Spielsachen im Bett hat. Denn diese können zu einem störenden Element werden. Sie ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und hindern das Baby am Einschlafen. 

Damit das Baby trocken bleibt

A: Welche Umgebung sollte man im Zimmer schaffen, um den erholsamen Schlaf des Babys zu fördern?

M: Diese Erkenntnis gar nicht so weit verbreitet, aber wussten Sie, dass Babys beim Schlafen völlige Stille nicht mögen? Sie sind so an die Geräusche aus dem Körper der Mutter gewöhnt, dass sie es bevorzugen, diverse „Geräuschkulissen“ zu haben. So kann Ihrem Baby tagsüber oder nachts „beim Einschlafen helfen“, wenn Sie ihm zum Beispiel das sogenannte weiße Rauschen abspielen. Dafür können Sie eine App auf Ihrem Smartphone, ein spezielles Gerät für weißes Rauschen oder alternativ voreingestellte Töne in Ihrem Babyphone nutzen. 

Verdunkelungsvorhänge bieten eine weitere gute Möglichkeit, den Schlaf Ihres Babys zu verlängern. Licht regt die Produktion des Hormons Serotonin an, das Körper und Muskeln aktiviert. Falls man also verhindern möchte, dass das Kind mit den ersten Sonnenstrahlen aufwacht, sollte man sein Zimmer so dunkel wie möglich halten, bis das Aufwachen erwünscht ist. 

Und man sollte auch an qualitativ hochwertige Windeln denken, die das Baby die ganze Nacht über trocken halten.

Unzureichender Schlaf ist immer unangenehm (sowohl für das Baby als auch für die Eltern), und irgendwann treibt es einen bildlich in den Wahnsinn. Zum Glück kann man daran aber etwas ändern. Selbst die anspruchsvollsten Schläfer können mit der Zeit lernen, ohne ihre Eltern einzuschlafen und durchzuschlafen (die ganze Nacht!). 

Abgesehen davon, ob Sie in einem Buch nach Ratschlägen suchen oder sich von einem Schlafcoach beraten lassen – Schlaftraining stellt einen bewährten Weg dar, mit dem man das Leben aller Familienmitglieder wieder ins Gleichgewicht bringen kann. 

5 TIPPS FÜR EINEN ERHOLSAMEN BABYSCHLAF

1.Schaffen Sie Ihrem Baby einen ruhigen Ort zum Schlafen

Reduzieren Sie Ablenkungen im Rau, wo Ihr Baby schläft – wie z. B. eine Vielzahl an Spielsachen im Kinderbett oder auf dem Boden. Stellen Sie sicher, dass im Raum so wenig Licht wie möglich ist und dass es nicht zu warm oder zu kalt ist. Als ebenso hilfreich hat sich gezeigt, das Baby dort zum Schlafen zu legen, wo es aufwacht. Also in einer Umgebung, an die es sich vor dem Einschlafen erinnert.

2. Erstellen Sie Routinen

Wie auch Erwachsene haben auch Kinder gerne Routinen, weil sie wissen, was sie erwartet. Planen Sie für Mahlzeiten, Aktivitäten und Schlaf dieselben Zeitfenster ein. Ihr Baby wird sich schnell daran gewöhnen und sein Körper wird lernen, wann Schlafenszeit ist. Somit wird auch das Einschlafen erleichtert. Gleichzeitig kann dies auch verhindern, dass Ihr Baby übermüdet wird.

3. Seien Sie konsequent

Wie beim Erlernen aller Fertigkeiten ist der Schlüssel zum Erfolg Geduld und Regelmäßigkeit. Für die Schlafgewohnheiten Ihres Babys gilt dasselbe. Wenden Sie also bewährte Schlaftrainingstechniken immer wieder wiederholt an und Sie werden sehen, dass das Einschlafen immer leichter wird.

4. Hören Sie auf die Bedürfnisse Ihres Babys

Es gibt keine allgemeingültige Anleitung, wie man sein Baby in 40 Sekunden zum Schlafen bringt. Achten Sie auf die Bedürfnisse Ihres Babys, seine Launen, sein Energieniveau und erfreuen Sie sich an jedem kleinen Schlaffortschritt, den Sie gemeinsam meistern.

5. Hören Sie auf Ihre Bedürfnisse

Lassen Sie sich nicht von den Reaktionen oder Zweifeln anderer Menschen unter Druck setzen. Verlassen Sie sich immer an erster Stelle auf Ihr eigenes Urteilsvermögen und Ihre Instinkte – abgesehen davon, ob es sich ums Schlaftraining oder andere Erziehungsmethoden handelt.