Olfaktorisches Alter: Ändern sich die Präferenzen in Sachen Duft mit dem Alter?

Die ersten Düfte sind so flüchtig wie die erste Liebe

Mit dem ersten Lieblingsduft ist es wie mit der ersten Liebe. Sie verflüchtigen oft schnell. In der Pubertät greifen wir häufig zu Mainstream-Düften, die so komponiert sind, um möglichst breites Publikum anzusprechen. Ging (oder geht) es Ihnen auch so?

Mädchen neigen in diesem Alter eher zu süßen oder frischen fruchtigen Düften, bzw. zu schlichten fruchtig-blumigen Kompositionen in leichten Konzentrationen in Form eines Körpersprays oder eines Eau de Toilette. Die Düfte haben nicht nur eine kurze Haltbarkeit, sondern werden auch schnell „langweilig“, weil viele Menschen etwas Ähnliches tragen. Und so muss man sich immer wieder auf die Suche nach neuen Düften begeben. 

Bekannte Marken und die nächste Stufe der Duftreife

Danach kommt der erste Job und das Zusammenleben mit jemandem, der uns endlich verdient hat. Und wir haben endlich einen hochwertigen Duft verdient. Für einen Flakon geben wir somit nicht mehr nur ein paar Euro aus, sondern manchmal auch ein paar Scheine. Und die Frage: „Wow, du duftest gut, ist das der neue Duft von Prada?“ ist ein richtiger Ego-Booster, nicht wahr?

Ein leichtes Eau de Toilette reicht nicht mehr aus, also greifen wir zu einem intensiveren Eau de Parfum . Einem raffinierten. Ab jetzt wollen wir nicht mehr drei oder vier Flakons im Badezimmer liegen haben. Wir verstehen langsam, dass auch zwei völlig ausreichen – sofern sie es wert sind. Und auch Unisex-Düfte werden interessanter. Denn es ist an der Zeit, den eigenen Duftcharakter zu entdecken. Und die Herren? Für viele ist dies der Zeitpunkt, an dem ein Deo nicht mehr ausreicht und sie die Welt der wahren Düfte entdecken möchten: von verschiedenen Eau de Cologne- und Eau de Toilette-Variationen.  Und Eau de Parfum. Oder auch Unisex-Düften. 

Kann man in Düfte heranwachsen?

Wann tritt das olfaktorische „Erwachsensein“ ein? Sobald wir unser erstes echtes Parfüm wählen. Sobald wir aufhören, Angst vor Intensität, vor vollmundigen Duftkompositionen und vor dem Gefühl zu haben, dass etwas nicht passt. Sobald wir uns für Düfte interessieren und in sie investieren. Und in sich selbst. Und ihre Qualität. Nicht in die bekanntesten Marke, sondern z. B. in ein Nischenparfüm aus einer kleinen Produktion, von dem wir wissen, dass es noch niemand kennt. Und das lässt uns auch kalt. 

Wann ist es so weit? Bei manchen „nach dem ersten Kind“. Bei manchen, nachdem sie um die halbe Welt gereist sind und festgestellt haben, dass es sinnlos war, auf jedem Kontinent nach seinem wahren Ich zu suchen, weil die Essenz des Lebens anderswo liegt. Das kommt nämlich mit Lebenserfahrung, Reife und der wahren Selbsterkenntnis. Mit dem Mut, NEIN zu sagen, wenn wir nicht möchten, und JA, wann immer uns danach ist. Wenn wir unsere Grenzen kennen. Und wir uns nicht fürchten, sie zu überschreiten, wann immer wir wollen.

Und was folgt, wenn das Alter keine Rolle mehr spielt?

Spätestens dann, wenn für Sie das Alter nur eine Zahl ist, werden Sie Ihren eigenen Geschmack bereits gut kennen. Und selbst wenn es sich um einen Duft handeln würde, den Sie bereits seit zwanzig Jahren tragen, sollten Sie ihn nicht aufgeben, nur weil er bereits in mehreren neuen Versionen erschien. Stehen Sie dahinter, was Sie lieben, falls Sie es wirklich lieben. Mit Düften kann man so die Zeit in gewisser Weise anhalten. Auf der anderen Seite: Selbst hier gibt es keine Wunder. Wählen Sie mit Bedacht und Weisheit – was nicht annähernd dasselbe ist wie fade und uninteressant. 

Und unsere Herren? Sie bleiben entweder ihren Lieblingsmarken treu oder reifen zu noch mehr Eleganz, tiefen holzigen Duftnoten oder würzigen orientalischen Düften. Ist es Ihnen auch aufgefallen?

In welcher Lebens- und Duftphase befinden Sie sich aktuell? Welche Düfte erfreuen Sie gerade am meisten und welche haben es auf Ihre Wunschliste geschafft?